Online-Statuskonferenz macht Mut für weiteres Engagement im Betrieblichen Mobilitätsmanagement

28.06.2022 | Vertreter:innen der „mobil gewinnt"-Projekte und Expert:innen des Betrieblichen Mobilitätsmanagements teilten ihre zentralen Erkenntnisse und Erfahrungen mit den rund 90 Gästen der virtuellen Veranstaltung.

Mit welchen Herausforderungen haben Akteurinnen und Akteure zu tun, wenn es um Betriebliches Mobilitätsmanagement geht? Und zeigen die Maßnahmen tatsächlich Wirkung für den Klimaschutz? Die Teilnehmenden der Online-Statuskonferenz von „mobil gewinnt" konnten von den umfassenden Erkenntnissen der jüngst abgeschlossenen Vorhaben aus der Förderrichtlinie „Betriebliches Mobilitätsmanagement" des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und ausgewählter Expertinnen und Experten einiges für ihre eigene Arbeit zum Thema mitnehmen. Eine neue, vom BMDV auf der Konferenz angekündigte Förderrunde noch in diesem Jahr ist maßgeblich auf den Erfolg der Initiative und ihrer Projekte zurückzuführen und zeigt den Stellenwert des Betrieblichen Mobilitätsmanagements (BMM) als Beitrag für eine nachhaltige Verkehrs- und Energiewende.

Umsetzung zeigt hohes Transferpotenzial

Bereits in der Eröffnung der Konferenz betonte Frau Birgit Breitfuß-Renner, Leiterin der Unterabteilung Grundsatzangelegenheiten und Strategien für Personen- und Güterverkehr im BMDV, den vorbildhaften Charakter der insgesamt 21 abgeschlossenen Projekte aus zwei Förderrunden in ihrer Wirkung sowohl vor Ort als auch im Transferpotenzial.

Projektträger TÜV Rheinland Consulting, B.A.U.M. Consult und ILS - Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung blickten aus Sicht der Programmbegleitung auf die Umsetzungserfolge. Insbesondere die Prozess- und Wirkungsevaluation der aktuellen Förderrunde lieferte wertvolle Hinweise auch für künftige Projekte und Förderansätze. Das Förderprogramm hat nachweislich interne Prozesse angeschoben und beschleunigt und auch über die reine Einsparung von CO2 hinaus viel bewirkt. Herausfordernd waren vor allem starre Vorgaben, resultierend aus komplexen Vorschriften im Beihilfe-, Zuwendungs-, Haushalts- und Verwaltungsverfahrensrecht sowie der bürokratische Aufwand. Elementar für eine nachhaltigere Mobilität und auch wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn sind die Verstetigung von BMM sowie dessen Evaluation.

Die jüngst abgeschlossenen Projekte aus der zweiten Förderrunde lieferten im Anschluss profunde Einblicke in die praktische Umsetzung der verschiedensten Maßnahmen vor Ort. Die Projektvertreterinnen und -vertreter schilderten teils im Detail die Hindernisse auf verschiedenen Ebenen – von Lieferung über bürokratische Herausforderungen bis hin zu rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso wie die Lösungen, die zum Erfolg führten – und alles unter den teilweise deutlich geänderten Rahmenbedingungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte. Die Erkenntnisse und Aha-Erlebnisse sowie die Einordnung des jeweiligen Transferpotenzials kamen damit in Teilen Empfehlungen für die Umsetzenden künftiger Projekte gleich und gingen ebenso in Richtung Bund, wo und wie Rahmenbedingungen der passenden Anreize und gesetzliche Regelungen erleichtert und vereinfacht werden könnten.

Verstetigung fördern, Kompetenzen ausbauen und Aktivitäten vernetzen

In der anschließenden Diskussionsrunde spiegelten Expertinnen und Experten ihre Eindrücke aus den Perspektiven Wissenschaft, Wirtschaft, Kommunen und Mobilitätsdienstleister wider.

Sylvia Lier, Expertin für multimodale Personenmobilität und Ex-CEO bei DB Connect machte sich für das Thema Mobilitätsbudget stark, mit dem ein Paket aus attraktiven Maßnahmen geschnürt werden kann. Hier ist einiges am Kommen, muss aber z. B. steuerrechtlich noch praxistauglicher werden. Sie plädierte zudem für innovativere und flexiblere Rahmenbedingungen, die sich von tradierten Mustern wie z. B. dem Dienstwagenprivileg lösen. Warum etwa ist ein Stellplatz kein geldwerter Vorteil?

Stefan Peltzer vom Netzwerkbüro „Betriebliches Mobilitätsmanagement" der IHK zu Dortmund betonte, dass eine dauerhafte Implementierung auch dauerhafte Kompetenzen benötigt. Dazu sind Weiterbildungen ebenso wichtig wie die Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren und Aktivitäten. Zudem sollten die Maßnahmen bürokratiearm sein, damit sie in der Breite umgesetzt werden und den Mittelstand erreichen. Einzelmaßnahmen sollten hier ebenso zählen wie Maßnahmenbündel.

Auch Prof. Dr.-Ing. André Bruns, Professor für Mobilitätsmanagement und Verkehrsplanung an der Hochschule Rhein-Main, richtet den Blick auf die Industrie- und Handelskammern – als Träger für die Koordination zwischen Kommunen und Betrieben ebenso wie für die Ausbildung, um bei Lösungen und Wissen ein gewisses Maß an Standardisierung zu erreichen.

Dass die kommunale Perspektive für BMM immer wichtiger wird, erklärte Stefan Haendschke, Leiter der Geschäftsstelle der Deutschen Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM e.V.). Kommunen haben eine Vorbildfunktion, sind Multiplikatoren und Katalysatoren in die private Wirtschaft. Auch er betonte, wie wichtig es sei, BMM als dauerhaft angelegten Prozess zu verstehen und nicht als zeitlich begrenztes Projekt. Zugleich sollten die Kommunen die Bedürfnisse von Unternehmen berücksichtigen.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Projekte, Expertinnen und Experten sowie Teilnehmende der Veranstaltungen hoben den hohen Wert der äußerst guten Vernetzungsarbeit der Initiative „mobil gewinnt" hervor und wünschten sich hier eine Fortführung der Aktivitäten.

Die zwischen den Impulsen gesetzten Meinungsumfragen gaben ein interessantes Bild aus dem Teilnehmendenkreis wieder – der deutlich überwiegend fachlich mit BMM vertraut war.

Wie ein roter Faden zog sich zudem die Corona-Pandemie durch – als teils verzögernder, teils beschleunigender oder verändernder Einfluss auf die Umsetzung in den Projekten und für das Mobilitätsverhalten und die Mobilitätsoptionen generell. In diesem Kontext thematisierten fast alle Rednerinnen und Redner zumindest kurz das Thema Homeoffice. Obwohl es ursprünglich keine Maßnahmen in den Förderaufrufen war, spielte das Homeoffice in fast allen Projekten je nach geplanten Maßnahmen eine bestärkende oder auch hinderliche Rolle. Mit der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, dass Homeoffice ein wesentlicher Faktor zur Vermeidung von Pendelbewegungen und Dienstreisen sein kann.

Förderung wird noch 2022 fortgesetzt

Dass das Meistern der Herausforderungen, die individuellen Lösungen und die zahlreichen Erkenntnisse rund um BMM ihre Wirkung weiter entfalten können, war die wichtigste Botschaft zum Abschluss der Konferenz: Steffen Wulfes, der stellvertretende Leiter des Referats Personenverkehr, Öffentliche Verkehrssysteme im BMDV, kündigte die Fortsetzung und Weiterentwicklung der Förderung noch in diesem Jahr an. Er machte deutlich, dass BMM mit Blick auf die bisherigen Erfolge der Initiative „mobil gewinnt" sowohl zur Reduzierung der Emissionen geeignet ist, als auch, um Gestaltungsspielräume zu schaffen. Er betonte insbesondere die Rolle der Kommunen, die große Spielräume haben, um eine koordinierende Rolle wahrzunehmen, um verkehrsstrategische und einzelbetriebliche Sichtweisen zusammen zu bringen und als Aufgabenträger per se dafür geeignet sind, dies zu koordinieren. Eine enge Zusammenarbeit mit Kommunen und anderen Akteuren kann Synergien deutlich heben.

Die Förderrichtlinie wird derzeit erarbeitet und bringt eine Verbreiterung im Ansatz und Vereinfachung in der Umsetzung mit sich. Auch dem offenkundigen Wunsch aller im BMM Aktiven soll die neue Förderrunde Rechnung tragen und der in der Vergangenheit angebotene Austausch im Kreis der Expertinnen und Experten fortgeführt werden.


Die vollständige Präsentationssammlung der Veranstaltung finden sie hier:


Folgende Einzelpräsentationen stehen darüber hinaus zur Verfügung:

Kurzberichte zum Status aus Sicht des Projektträgers & der Programmbegleitung        

 

Vorstellung aktuell geförderter Projekte

Galerie

Birgit Breitfuß-Renner, Leiterin der Unterabteilung Grundsatzangelegenheiten und Strategien für Personen- und
Güterverkehr, Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)
Steffen Wulfes, stellv. Leiter des Referats Personenverkehr, Öffentliche Verkehrssysteme, BMDV
Teilnehmende der Gesprächsrunde 'Wirkung entfalten für den Klimaschutz': Michael Wedler (B.A.U.M Consult), Stefan Haendschke (DEPOMM e.V.), Stefan Peltzer (IHK zu Dortmund), Sylvia Lier (Expertin für multimodale Personenmobilität), Prof. Dr.-Ing. André Bruns (Hochschule RheinMain)